TÜBINGEN/WALDENBUCH - KUNSTHALLE TÜBINGEN & MUSEUM RITTER
Sonderausstellungen "Sisters & Brothers" in Tübingen und "Tutto bene!" & "Sakir Gökçebağ -Twists & Turns“ in Waldenbuch
„Sisters & Brothers“ - Wir alle sind in Familien aufgewachsen und auch wenn wir diese als Heranwachsende verlassen, bleiben wir meistens weiterhin mit unserer Ursprungsfamilie in Kontakt. Was wir in unserer ›Familie‹ erleben, ob wir Einzelkinder sind oder Geschwister haben, hat Auswirkungen auf unser gesamtes Leben. Überraschenderweise jedoch wurde die längste und nicht selten intensivste Beziehung im Leben eines Menschen – die Geschwisterbeziehung – bislang in den Wissenschaften kaum erforscht und noch nie zum Thema einer Ausstellung gemacht. Mit der Ausstellung SISTERS & BROTHERS. GESCHWISTER IN DER KUNST dokumentiert die Kunsthalle Tübingen das emotionale Thema der Geschwisterbeziehung in der bildenden Kunst erstmals umfassend.
Aus kulturhistorischer Perspektive machen die gezeigten Gemälde, Skulpturen, Objekte und Videos die Veränderung der Geschwisterdarstellungen vom 16. Jahrhundert bis in die Gegenwart anhand eines chronologischen Parcours anschaulich. Dieser führt vom schönen Schein der Genremalerei über das romantische und bürgerliche Geschwisterbild bis zu zeitgenössischen Darstellungen.
Gezeigt wird nicht zuletzt, dass Künstlerinnen und Künstler die historischen Geschwisterdarstellungen in ihren Werken heute nicht nur kritisch und ironisch brechen, sondern darüber hinaus eigene »Tiefenbohrungen« unternehmen, die auch die herausfordernden Seiten in den Beziehungen von Geschwistern ausleuchten.
„Tutto bene!“ - Mit viel Lärm und Getöse brach die Moderne in Italien ein, als die futuristischen Avantgarden zu Beginn des 20. Jahrhunderts zum Befreiungsschlag gegen die schwere Last der Kunst-¬ und Kulturgeschichte ausholten. Der Aufstand ging einher mit der Feier von Innovation und Fortschritt im Zeitalter der Maschine. Mit den neuen Mitteln einer abstrakten Bildsprache fing man den Geist des Aufbruchs und des Progressiven ein und wandte sich der Darstellung von Geschwindigkeit und Bewegungsabläufen zu. Somit etablierten sich zentrale Motive und Ideen, die viele der nachfolgenden Künstlergenerationen wiederaufleben lassen sollten.
Die Ausstellung mit Werken aus der Sammlung widmet sich dem spezifischen Beitrag Italiens zur Abstraktion und Gegenstandslosigkeit und wirft einen Blick auf verschiedene Strömungen und Positionen, die die Entwicklung in den vergangenen hundert Jahren mitgeprägt haben. Über 70 Bilder, Reliefs, Objekte und kinetische Werke vermitteln einen Eindruck davon, wie unterschiedlich die Prinzipien der Geometrie und Mathematik interpretiert werden können. So bestimmen frei komponierte, fast zeichenhafte Formelemente die Malerei des Movimento d’arte concreta, wohingegen Raster und serielle Strukturen die Werke der Arte programmata in Vibration und Bewegung versetzen.
Auf welche Weise sich die Bildebene in ein Aktionsfeld für Licht, Farbe und Farbmaterialität als reine Erscheinungen verwandeln lässt, veranschaulicht die Kunst von Antonio Calderara, Enrico Castellani oder Paolo Masi. Zu den weiteren Höhepunkten der Schau gehören schließlich größere Werkkonvolute von zwei Persönlichkeiten, deren Schaffen wesentlich auf der Form des Quadrats basiert: die bunt gestickten Wort¬-Bilder des Konzeptkünstlers Alighiero Boetti sowie die schwarz-¬weißen Arbeiten des Künstler¬-Designers Marcello Morandini, die die strenge Systematik der Mathematik in dynamisch-¬rhythmische Strukturen transformieren.
„Twists & Turns“ - Şakir Gökçebağ hat in seiner Kunst zu einer erfrischend originellen Spielart des Minimalismus gefunden. Seine Werke bestehen aus einfachen Gegenständen des täglichen Gebrauchs. Sie entstammen der Massenproduktion und sind vorzugsweise in Baumärkten, Bekleidungs- oder Haushaltswarengeschäften zu finden. Simple Alltagsobjekte wie Kleiderbügel, Regenschirme oder Toilettenpapierrollen arrangiert der Künstler zu subtilen Kompositionen, die sich an der Schnittstelle von Abstraktion und Gegenständlichkeit bewegen.
Auch wenn sich das für eine Arbeit gewählte Ausgangsmaterial teilweise erst auf den zweiten Blick offenbart, ist es Gökçebağ wichtig, dessen Wiedererkennbarkeit und damit seine Identität nicht völlig auszulöschen. Es ist sogar ein wesentlicher Bestandteil seines Konzepts, dass die verwendeten Gebrauchsgegenstände weltweit bekannt und verbreitet sind. Dadurch spricht seine Kunst eine globale Sprache und bleibt lebensnah. Durch die Einbettung in einen künstlerischen Kontext erhalten die banalen Dinge des Alltags eine ungeahnte, neue Aufmerksamkeit, mehr noch: Sie erfahren einen nobilitierenden Bedeutungswandel, ohne dabei ihre Bodenhaftung zu verliefen.
Diese Transformation gelingt dem Künstler durch gezielt eingesetzte Strategien der Verfremdung wie Akkumulation, serielle Anordnung und dekompositorische Verfahren, etwa Zerteilen, Zerlegen und Zerschneiden.
Auf diese Weise entstehen Werke mit überraschender visueller Wirkung: Mal wird Bewegung vorgetäuscht, mal bilden sich filigrane Strukturen von kalligrafischem Charakter heraus, und fast immer strebt Gökçebağ nach einer systematischen Ordnung der Dinge, die er bevorzugt zu repetitiven Mustern formiert. So haben viele seiner Arbeiten eine ausgesprochen ornamentale Qualität, die mitunter die abstrakte Bildsprache des Orients evoziert und damit in einen dem türkischstämmigen Künstler wohl bekannten Kulturraum verweist.
Trotz ihrer präzisen Ausführung und der strukturellen Strenge ihres Aufbaus sind Gökçebağs Arbeiten keinesfalls bierernst. Die rund 20 Werke der Ausstellung zeigen vielmehr, dass seiner Kunst stets einer Prise Humor innewohnt, die aus der findigen Metamorphose des Alltäglichen resultiert.
Heilbronn ab 9.15 Uhr. Fahrt zur Kunsthalle Tübingen, Eintritt und Führung durch die Ausstellung „Sisters & Brothers“. Anschließend Freizeit im Museum oder Gelegenheit zu einer Mittagspause. Am Nachmittag Fahrt nach Waldenbuch ins Museum Ritter, Eintritt und Führung durch die Ausstellungen „Tutto bene!“ und „Twists&Turns“ und Gelegenheit zum individuellen Museumsbesuch oder Einkauf bei Ritter Sport. Um 17.00 Uhr Rückfahrt. Heilbronn an gegen 18.15 Uhr.
98,- € pro Person
Schwierigkeitsgrad: 2/4
Aufgrund der aktuellen Lage müssen die zum Zeitpunkt Ihrer Fahrt gültigen Hygiene- und Sicherheitsvorschriften des Landes Baden-Württemberg beachtet werden, die zu Einschränkungen führen können.